#82 Die vier Investoren-Temperamente – Teil I
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Wie unser Investorenprofil ausdrückt, wer wir sind und was wir noch werden können
Das Wohlstandsbildner-Blitzlicht für gelingenden Vermögensaufbau und überhaupt ein gutes Leben. Unser Thema heute ist der erste Teil einer zweiteiligen Reihe mit den „Vier Investoren-Temperamenten – Wie unser Investorenprofil ausdrückt, wer wir sind und was wir noch werden können.“
Es ist 30 Jahre her, da hatte ich ein Aha-Erlebnis, das meinen Blick auf Menschen komplett verändert hat. Und das ging so:
Ich saß in einem Stuttgarter Kleinkunsttheater. Der Pantomime Frieder Nögge spielte das Solostück, mit dem er über die Landesgrenzen hinaus berühmt wurde: „Die vier Temperamente.“ Vier Figuren verkörpern darin die vier grundlegenden Gemütstypen der menschlichen Natur: phlegmatisch, sanguinisch, cholerisch oder melancholisch. In dem Theaterstück nun charakterisiert Nögge diese vier Grundströmungen in uns Menschen, und das sieht dann etwa so aus:
Die vier Temperamente: Wie sich Menschen die Welt vorstellen
Der Phlegmatiker ruht in sich und geht die Dinge gemütlich an. Nur, wenn`s Essen nicht schmeckt, dann kann er ungemütlich werden. Wenn er seine Haltung zum Leben erklären müsste, würde das so klingen:
»Ich habe mich bis jetzt gar niemals fragen müssen, was das Leben eventuell theoretisch vielleicht sein könnte. Ich lebe und bin’s zufrieden.«
Der hibbelige Sanguiniker ist das Gegenteil: ständig in Kontakt mit Menschen, ständig auf Events für die Jagd nach dem nächsten großen Ding. Seine Lebenseinstellung: »Das Leben ist schön. Nicht immer, gestern zum Beispiel. Aber meistens. Morgen läuft wieder was!«
Der Melancholiker wurde in den Augen Frieder Nögges nicht von der Sonnenseite aus ins Leben gespült. Eher düster blickt er auf die Dinge, stets eingedenk der schweren Seiten unseres Daseins. Die Haken an einer Sache fallen ihm immer als erstes auf, und generell ist die Geburt der Anfang vom Ende, nämlich der Beginn eines langen Sterbens bis hin zum Tod. Daher stellt er sich so vor: »Man lebt, um zu sterben. Besser wär`s anders rum.«
So eine Haltung könnte der Choleriker nicht verstehen. Der fragt eher „Was kostet die Welt? Ich gestalte sie, wie sie mir gefällt!“ Überall Gelegenheiten, die es anzupacken gilt, mit aller Autorität und Entschlossenheit. Entsprechend klingt seine Vorstellung vom Leben:
»Was soll das heißen: Das Leben? Ich frage nicht! Ich bin! Und ich gehe davon aus, dass ihr euch danach ausrichtet!«
In den Shownotes findet ihr ein PDF, dass die vier Typen und die Arbeit von diesem tiefgründigen, aber auch zutiefst schwermütigen Frieder Nögge noch etwas gründlicher beschreibt. Er selbst hat sich als Clown und Narr bezeichnet, das war er auch, ein Clown der alten Schule, der sich den Dingen und Menschen im Witz und in der Karikatur genähert hat. Und wie es bei solchen Clowns oft ist: Sie erscheinen extrovertiert und haben immer einen guten Spruch parat, aber die Tendenz Melancholiker ist oft in ihnen sehr dominant; nach innen geschaut kommen sie mit dem Leben nicht so gut zurecht. Nögge hat sich 2001 genau dieses Leben genommen, was für die gesamte Kulturszene in Baden-Württemberg eine schockierende Nachricht war.
Vier Archetypen nach Hippokrates als Seinssprache von Menschen – und Investoren!
Diese Temperamentenlehre, mit der sich Nögge bei Hippokrates angelehnt hat – siehe auch den Wikipedia-Link dazu in den Shownotes –, diese Lehre hat mich seitdem nie wieder losgelassen. Sie kann zu Schubladendenken verleiten, aber sie kann auch einen schnelleren Zugang vermitteln zu Menschen und zu ihrer grundsätzlichen Wesensart. Menschen können dann noch so verschieden sein – spricht man ihre Seinssprache, dann sind sie doch meistens umgänglich und bereit für Neues.
Der vorherrschende Gemütstyp in uns sieht die Welt nun mal durch die Brille seiner Prägungen und Bedürfnisse. Das gilt selbstverständlich auch für die Investorenwelt! Will sich ein Investor also wohlfühlen und zurechtfinden in der heutigen Investorenwelt, dann müssen die Werkzeuge, mit denen er in ihr herumwerkelt, abgestimmt sein auf seinen jeweiligen Gemütstyp. Und die Summe aller Werkzeuge werden feinsäuberlich aufgeräumt in einem großen Werkzeugkasten.
Das Investoren-Portfolio – Ein Werkzeugkasten, der passen muss
In der Fachsprache eines Investors heißt dieser Werkzeugkasten „Portfolio“. Zu Beginn einer jeden Investorenkarriere ist dieser Kasten natürlich leer. Mit dem geht der Investor nun einkaufen in der Investorenwelt. Und was kauft er ein? Vermögensanlagen und Investitionen natürlich. Und die, die er in seinen Werkzeugkasten packt, die müssen zu ihm passen; die Werkzeuge müssen ihm gut in der Hand liegen, sonst ist die Arbeit mit ihnen mühsam, erfolglos und vielleicht sogar gefährlich.
Wenn ich nun als Wohlstandsbildner von einem Neu-Investoren gebeten werde, ihn bei seinen Einkäufen in der Investmentwelt zu begleiten, ist deshalb immer eine meiner ersten Fragen: Wer bist du als Investor? Welche Investorenwerkzeuge könnten dir gefallen? Mit welchen kannst du am einfachsten deine Investorenziele erreichen?
Die vier Temperamente als Hilfsmittel zur Investoren-Kategorisierung
Damit ich auf diese Fragen möglichst schnell und einfach Antworten bekomme, musste ich in der unendlichen Vielfältigkeit, die alle Menschen voneinander unterscheidet, das finden, was Menschen vereint. Und da habe ich mich an die vier Temperamente von Frieder Nögge erinnert – an diese vier Archetypen der Menschheit.
Vier selbsterklärende Bezeichnungen für Investorentypen
Aber diesen Archetypen wollte ich für meine Arbeit als beratender Wohlstandsbildner modernere Namen geben. Deutsche, einfache Begriffe, die uns in ihrer Bedeutung ganz von selbst anspringen: Macher, Planer, Wohlfühler, Neugieriger. In diesen bodenständigen Ausdrücken spürt jeder gleich, was die Typen unterscheidet: dass ein Planer detailfreudiger und bedächtiger vorgehen dürfte als der Macher, der vor allem mal machen und loslegen will – ganz im Gegensatz zum Wohlfühler, der erstmal Zeit braucht, um zu spüren, was zu ihm passt, was den Neugierigen wiederum verrückt machen würde in seinem Wunsch, bei der Eroberung neuer Investments dabei zu sein mit der nie ermüdenden Abenteuerlust eines Pioniers.
Kleinigkeiten des alltäglichen Verhaltens – Woran ein Investorentyp sofort erkennbar wird
Nun schaue ich schon viele Jahre Investoren an durch diese Profilbrille; wenn ich den jeweiligen Investorentyp ergründen will, reicht mir oft schon allein das Bild, das sich mir in gemeinsamen Videokonferenzen präsentiert. Mit Bildschirmtreffen zum ersten Kennenlernen habe ich ja schon weit vor Corona gearbeitet, da kommen schon einige zusammen; so habe ich mittlerweile hunderten knuffigen Wohlstandsbildnern in ihre Küche hineinschauen dürfen, ins Wohnzimmer oder ich habe sie vor dem aufgeräumten Ordnerregal eines Arbeitszimmers begrüßt. Ebenso ausdrucksstark sind digitale Hintergrundbilder, wenn jemand seinen realen Hintergrund nicht zeigen will oder langweilig findet: Da finden sich dann Palmengewedel, die Stadt New York oder ein Sonnenuntergang; all das flimmert mir auf meinem Monitor entgegen, wenn mein Gegenüber entweder pünktlichst zum vereinbarten Termin erscheint oder deutlich verspätet nach diversen technischen Problemen. Alles zusammen formt sich in Sekundenbruchteilen zu vier Begriffen, die mir sagen, ob ich es mutmaßlich mit einem Planer, Wohlfühler, Macher oder Neugierigen zu tun habe.
In allem drückt sich der vorherrschende Archetypus aus, weil er den Menschen nun mal definiert – auch in den kleinsten Dingen: mit welchen Worten er mich das erste Mal anspricht, mit welchem Tempo er ein Glas zum Mund führt oder wie er mich anschaut – wenn er mich überhaupt anschaut, indem er seine Webcam fixiert oder er vor mir immer runterschaut, weil er mein Gesicht fixiert, das sich ihm auf seinem Bildschirm zeigt. All das sind Hinweise auf die Persönlichkeit, die jemanden in seinen Grundfesten ausweist.
Deduzieren wie Sherlock – Die Schnellanalyse von Investorenbedürfnissen
In der Zusammenarbeit mit Investoren ist mir dieses – ich nenne es mal wie Sherlock Holmes – „Deduzieren“ enorm dienlich, weil es mir viel Zeit und Missverständnisse erspart. Es ist ein besseres Miteinander von Anfang an, wenn ich vermuten kann, welche Bedürfnisse meines Gegenübers ich beim Portfolioaufbau berücksichtigen sollte.
Kleine verräterische Anmerkung an dieser Stelle zum Stichwort „Hintergrund in Videokonferenzen“: Wie alle wissen, die mich in eine Webcam hineinsprechen sehen, sitze ich vor einem rein weißen Hintergrund. Ich sitze also de facto vor gar keinem Hintergrund. Da wird mir von Marketingprofis oft angekreidet, ich würde damit zu wenig Persönlichkeit und Ausdruck transportieren.
Und genau darum geht es: Ich will neutral bleiben, um mein Gegenüber möglichst wenig zu beeinflussen. Denn natürlich findet sofort eine Angleichung statt der vorherrschenden Archetypen in zwei oder mehreren Menschen, die sich erstmalig begegnen. Das sind Resonanz- und Polaritätsprinzipien, die nicht zu verhindern sind. Aber ich muss das Bild des anderen nicht noch mehr beeinflussen durch den Eindruck, der durch mein Hintergrundbild entstehen könnte. Also habe ich am besten gar keines.
Ein unverzichtbarer Test zur Selbstergündung, wer man als Investor ist
Nun ist aber nicht mein Ziel, dass ich etwas vom anderen weiß, das ihm selbst nicht klar ist. Wenn mir jemand gegenübersitzt, muss der- oder diejenige vor allem selbst die Brille kennen, durch die er die Welt anschaut, um ein Portfolio auch eigenverantwortlich auszubauen und betreuen zu können. Mit einem kleinen Test wird schnell klar, welche Brille auf welcher Nase sitzt. Und mit diesem Test kommt ein besonderer Ergründungsprozess in Gang, auf den ich eingehen will im zweiten Teil dieser kleinen Reihe „Die vier Investoren-Temperamente – Wie unser Investorenprofil ausdrückt, wer wir sind und was wir noch werden können.“
Bis dahin wünsche ich uns allen ein temperamentvolles Leben in Fülle,
Euer Andreas
Shownotes:
Nögge und seine vier Temperament-Figuren: https://www.erziehungskunst.de/fileadmin/archiv_alt/2004/0804p003Fischer02.pdf
Temperamentenlehre nach Hippokrates: https://de.wikipedia.org/wiki/Temperamentenlehre