#119 Träume: Irrlichter oder Wegweiser?

Dauer: 24:02

Shownotes:

Quelle Soundtrack J. S. Bach:
artlist.io/royalty-free-music/album/goldberg-variations-bwv-988/7196, Ian Post – Variation 2

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Investorenentscheidungen zwischen Bauchgefühl und fundierter Analyse

Eine Teilnehmerin der Investorenausbildung widerruft nach einem Albtraum mehrere Investitionen. Dieser Podcast beleuchtet, wie emotionale Faktoren rationale Entscheidungsprozesse beeinflussen und wann sie zum Problem werden. Es geht um Entscheidungsstärke, emotionale Reife, den Umgang mit Unsicherheit im Vermögensaufbau – und um den Sägezahneffekt.

Im Wohlstandsbildner-Podcast geht es heute um Träume als Irrlichter oder Wegweiser, das ist die Frage. Wir reden über emotionale und womöglich irrationale Entscheidungen, mit denen man sich selbst boykottieren und jeden Fortschritt und Erfolg verhindern kann – auch den finanziellen.

Ich möchte das etwas ausführlicher veranschaulichen anhand einer wahren Begebenheit aus den letzten Wochen, denn: Ich weiß von einigen unter meinen Hörern, dass sie sich in diesem Beispiel wiederfinden werden. Ich möchte aber vor allem den vielen gratulieren, von denen ich weiß, dass sie die Ängste und Kämpfe um eine gute Entscheidung überwunden haben – nicht zuletzt mit der Säulenstrategie.

Also, reden wir übers Träumen. Den Begriff „Traum“ kann man auf zweierlei Weise auffassen: Es gibt den Traum als Wunschbild einer Realität, nach der man sich sehnt und es gibt den Traum als bilderreiches Szenario, dass sich in unserem Kopf mal mehr, mal weniger angenehm abspielt, während wir schlafen. Ich will heute über eine Frau sprechen, die einen schlechten Traum in der Nacht hatte; eigentlich nichts Besonderes. Doch die Konsequenzen, die sie nach diesem Traum gezogen hat, die haben ihr 1. die Wohlstandsbildner-Karriere zertrümmert und die haben mich, 2., richtig verärgert.

Denn ich war noch nie damit konfrontiert, dass jemand einen schlechten Traum als maßgeblichen Entscheidungsfaktor hernimmt, um den wochenlangen Aufwand einer Due Diligence mit einer Kurzschlussentscheidung ad absurdum zu führen.

Schauen wir uns kurz an, wie der aktuelle Stand der Wissenschaft ist in Bezug auf Träume, die wir alle in der Nacht haben, zumindest, wenn wir auf Dauer gesund bleiben wollen:

Wir Menschen haben ein ganz unterschiedliches Bewusstsein für unsere Träume in der Nacht – entweder gar keins, weil wir uns am Morgen an die Träume gar nicht erinnern können, oder wir wachen auf mit einer diffusen Erinnerung, die schnell verfliegt, oder ein Traum bleibt ein einprägsames Erlebnis, das uns länger in Erinnerung bleibt. Ich schätze, letzteres gilt besonders für emotionale Erlebnisse, die wir in der Nacht verarbeitet haben.

Wahrscheinlich sind es dabei eher die negativen Träume, wenn sie in Erinnerung bleiben. Und das hat einen guten Grund, wenn wir uns anschauen, was die Wissenschaft zurzeit über Träume sagt und was wichtig für meine Anekdote ist, die ich mit der Dame erlebt habe:

Auch, wenn die genaue Herkunft der Traum-Bilder nicht abschließend geklärt ist, gehen aktuelle Forschungen davon aus, dass Träume überwiegend im REM-Schlaf entstehen und sie das Ergebnis sind aus der Verarbeitung und der Neuorganisation von Erinnerungen und Emotionen. Dabei arbeiten drei Gehirnbereiche zusammen:

  1. Beim Träumen wird die Amygdala aktiviert, der Mandelkern im Inneren des sog. Temporallappens; sie ist für Emotionen und hierbei besonders für – Achtung – Angstzustände verantwortlich;
  2. der Hippocampus, eine kleine Gehirnregion, die aussieht wie ein Seepferdchen, der sorgt dafür, dass Erinnerungen ans Licht geholt werden und
  3. der visuelle Cortex, also das Sehzentrum im Großhirn, verarbeitet dann das Ganze zu Bildern in unserem Kopf.

Die oft angstbesetzten Bilder sind dabei Ausdruck eines oft emotional aufgeladenen Vorgangs, in dem das Gehirn belastende Erlebnisse oder Ängste in symbolischer Form aufarbeitet. Oder anders gesagt: Träume haben die Aufgabe, schwer verdauliche Seelenkost aus der Vergangenheit durch die Darmpassage unserer Psyche zu drücken. Im besten Fall werden sie ausgeschieden, wir befreien uns von geistigem Ballast, um die Gegenwart wieder befreit und klarer wahrnehmen und die Zukunft neu erschaffen zu können.

Das war womöglich auch der Wunsch einer Teilnehmerin der dritten Stufe der Investorenausbildung in Hamburg: Sie wollte ihr etwas verengtes Portfolio erweitern, das sich mit einem hohen sechsstelligen Betrag allein auf Gold in einem Zollfreilager konzentriert hat. In der Säulenstrategie meinte sie genau das gefunden zu haben, was sie für eine breitere Ausrichtung ihres Portfolios braucht.

Ich habe diese Frau in Gesprächen als klug, wissbegierig und sensibel wahrgenommen. All diese Eigenschaften hat sie schon nach der zweiten Ausbildungsstufe, dem live Onlineseminar, in die Waagschale geworfen und hat Patrick reichlich mit Fragen beschäftigt.

Nach dem Präsenzseminar war es dann vollends um sie geschehen und sie wollte so schnell wie möglich nicht nur selbst loslegen, sondern in ihrem Netzwerk, das wohl mit einigen vermögenden Frauen ausgestattet sein soll, als Botschafterin für unsere Art Wohlstandsbildung werben.

Allein, es gab da etwas, was Patrick und mich zusehends irritiert und belastet hat in den Tagen, in denen wir ihr Portfolio auf die Beine stellen wollten. Sie war so angeregt oder vielleicht aufgeregt, dass sie nämlich viele Male am Tag zum Handy gegriffen hat, um Patrick wegen dies, das, jenes und solches und dann wieder wegen was ganz anderem zu befragen.

Sie legte dabei viel Hektik und Nervosität an den Tag, ein hohes Maß an Wankelmut, Unsicherheit und dann wieder Entschlossenheit und dann wieder zurück zur Unsicherheit. Ich habe das ich in meiner Beratungsarbeit der letzten zehn Jahre immer mal wieder erlebt, das Ende war stets das gleiche: Strohfeuer verbrennen schnell und am Ende ist nichts gewesen außer Spesen.

Und meistens spielt Angst eine Rolle, die trotz aller Beratung, aller Fakten, aller Investorenausbildung und aller Vernunft einfach nicht weichen will, weil diese Angst in tief eingeprägten Mustern sitzt, Mustern, die das Denken überstimmen und das Verhalten dominieren. Da hilft nichts anderes, als den Stecker zu ziehen, weil: mit angstbesetzten Investoren ist eine entspannte Zusammenarbeit mit gut überlegten, aber dann klaren Entscheidungen, nicht möglich.

Patrick aber hat mit solchen Fällen noch etwas weniger Erfahrung und entsprechend noch mehr Hoffnung. Geduldig hat er auch noch den siebten und zehnten und zwölften Anruf an einem Tag angenommen. Ich glaube, zum Schluss wurde es auch ihm unheimlich, aber siehe da, er sollte mich Lügen strafen, denn: Er ist mit der Dame zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen! Die Zeichnungsscheine für ein erlesenes Portfolio lagen uns unterschrieben vor zum Versand an alle Emittenten. Das ist ja ein Service, den wir gerne neben vielen anderen übernehmen.

Das dicke Ende kam tags darauf: Völlig aufgelöst hat sie frühmorgens Patrick mitgeteilt, dass sie sämtliche Verträge widerrufen muss. Denn sie hatte einen schlechten Traum, in dem es in irgendeiner unerfreulichen Weise um Geldanlagen gegangen sein musste – ich habe mir erspart, nach dem Inhalt des Traumes zu fragen – und sie hat diesen Traum als Wink des Himmels oder einer höheren Instanz, Weisheit, was auch immer, gesehen, um sie vor einem Fehler zu bewahren.

Doch damit nicht genug, denn zu schlechter Letzt hat dieser Traum mich noch ganz konkret betroffen, denn: Nach ihrem kompletten Widerruf habe ich Patrick gebeten, der Dame sämtliche E-Mail-Adressen aller Emittenten zu übermitteln, denn sie sollte ihnen selbst erklären, dass sie es sich innerhalb von 24 Stunden anders überlegt hat. Denn diese Arbeit müssen wir wirklich nicht auch noch machen. Das sollte uns entlasten, aber der Schuss ging nach hinten los.

Ein Emittent, nämlich der im fernen Asien, hat nicht innerhalb von wenigen Minuten und Stunden auf die Widerrufs-E-Mail unserer Träumerin reagiert; das hat die Dame dazu veranlasst, in kurzer Folge zwei weitere E-Mails nachzuschießen, um ja kein Opfer von fürchterlichen Knebelverträgen zu werden, oder was sich sonst auch immer in ihrem Kopf abgespielt hat.

Dieser Druck wiederum hat den Mitarbeiter bei diesem Emittenten so irritiert, dass er sich bei mir telefonisch gemeldet hat: „Was ist denn da los, haben wir einen Fehler gemacht, müssen wir irgendwas klären, was können wir tun?“ wurde ich da ganz besorgt gefragt. Denn so ein Verhalten kennt sonst kein Emittent von Wohlstandsbildnern, also von Investoren, die normalerweise höflich, besonnen und gut informiert auf die Emittenten zukommen.

Und ich gestehe frank und frei: Nach dem Theater der vergangenen Tage ist es da um mich geschehen und ich habe für einen kurzen Moment zugelassen, dass das limbische System in meinem Kopf als Reptiliengehirn die Steuerung übernommen hat.

Nach dem Telefonat aus Südostasien habe ich die Lady angerufen und ihr sehr deutlich gesagt, dass das jetzt aufhört, und zwar sofort und endgültig. Ihre Widerrufe werden bearbeitet, denn kein Emittent der Welt bindet sich solche Leute ans Bein, mit denen er nur Ärger hat. Doch ebenfalls stellt kein Emittent der Welt extra eine Arbeitskraft ab, die Widerrufe innerhalb von viereinhalb Minuten nach Eingang bearbeitet.

Und dann habe ich aufgelegt, ohne eine Reaktion von ihr abzuwarten; und ja, das war unhöflich, aber in dem Fall war mir jede Zehntelsekunde mehr zu schade und ich war einfach stinksauer angesichts des Aufwands, den wir investiert haben. Und sauer war ich auch auf mich, denn der Mensch kann nichts dafür, dass er in dem Moment ist, wie er ist – aber ich hätte das viel früher stoppen sollen.

Ich hätte vor Patrick und vor mir selbst schneller zugeben müssen: Das wird nix. Der Wohlstandsbildner-Weg ist für viele Menschen eine dankbare Lösung für das große Problem, in der heutigen Zeit einigermaßen solide Vermögen aufzubauen. Aber dieser Weg erfordert trotzdem Mut, Entscheidungskraft, Geduld und Gelassenheit. Und dieser Weg braucht Rückgrat angesichts der Tatsache, dass investiertes Geld nicht mehr so leicht aus etablierten Wertschöpfungsketten herauszulösen ist.

Ungeachtet der Zeit, die ich mit ihr verbracht habe, stand jetzt vor allem Patrick vor einem Scherbenhaufen – nämlich nicht nur mit der Arbeit, die sie ihm mit den vielen Beratungen beschert hat, sondern auch der vielen Arbeit, die es an jedem Tag ohnehin gibt und die er wegen ihr nicht erledigen konnte. Denn was Menschen vergessen, wenn sie ihre eigenen Sorgen und Interessen so ins Zentrum des Universums stellen, ist: Mit jeder Kontaktaufnahme muss der andere mit dem berühmten Sägezahneffekt klarkommen.

Kurz zur Erinnerung: Was ist der Sägezahneffekt? Er beschreibt in der Arbeitspsychologie den Leistungsverlust, der entsteht, wenn man immer wieder unterbrochen wird. Denn jede Ablenkung oder Unterbrechung zwingt uns, erneut „Anlauf zu nehmen“, um auf das ursprüngliche Konzentrationsniveau zu kommen. Diese ständigen Neustarts führen zu einer Arbeitsleistungskurve, die dann wie eine Sägezahnlinie aussieht – ein ständiges Auf und Ab, anstatt kontinuierlicher Produktivität. In Summe bekommt man also viel weniger erledigt.

Aktuelle Forschungen zeigen, dass viele Menschen, die es vor allem nicht schaffen, ihr Handy auszuschalten, sich nicht einmal mehr 4 Minuten durchgehend auf eine Aufgabe konzentrieren können. Ja, und dann gibt es auch besonders schnell drehende Sägeblätter mit scharfen Zähnen in Form von Menschen, die einem ständig Konzentration und Zeit stehlen mit der Arbeit, die man wegen ihnen hat; und sie stehlen einem Zeit mit anderer Arbeit, die man wegen ihnen nicht erledigen kann.

Doch abgesehen von dieser vorübergehend cortisolreichen Anekdote mit der erwähnten Sägezahn-Frau zurück zu dem, was ich eigentlich mit ihr zu bedenken geben möchte, und das ist doch die Frage: Ist ein Traum, an den ich mich am Morgen erinnern kann, ein glaubwürdiger Hinweis, ein Wegweiser, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen?

Da hat jemand Wochen mit Seminarfolien, Recherchen, Emissionsprospekten und mit Informationen über Emittenten verbracht, um eine Due Diligence, eine Investitionsüberprüfung, vorzunehmen. Und auf Grundlage all dieser Informationen will er jetzt eine Entscheidung treffen. Welche Rolle können jetzt das sogenannte Bauchgefühl und sogar Träume spielen? Sind das für so emotionale Wesen, wie es Menschen nun mal sind, Elemente im Entscheidungsprozess, die ernst genommen werden sollen oder können?

Meine Antwort darauf mag nach der eben erzählten Geschichte überraschen. Denn ich sage: Ja, wir sollten diese Elemente unbedingt beachten. Und der Grund ist doch ganz einfach: Eine Entscheidung kann noch so durchdacht und vernünftig sein – wenn sie sich schlecht anfühlt, wird diese Entscheidung entweder gar nicht getroffen oder sie wird getroffen und dann früher oder später infrage gestellt. Und das erschafft dann weitere Unsicherheit und weitere schlechte Gefühle und verursacht, wie eben berichtet, eine Menge Arbeit.

Der Weg im Umgang mit meinen Emotionen, den ich selbst immer gehe und den ich auch für die Begleitung von Co-Investoren favorisiere, sieht so aus – und er beginnt mit den immer gleichen drei Worten: Erst die Wohlstandsbildung – mit der Betonung auf Bildung in diesem Wort.

Am Anfang eines jeden Entscheidungsprozesses geht es um den Aufbau von Kompetenz, von Wissen. Und die Informationen, die ich diesem Wissen heute hinzufüge, diese Informationen werde ich morgen durch weitere Informationen validieren. Und wenn mir das gelungen ist, dann werde ich diese Informationen übermorgen verinnerlichen. Und in einem Zeitraum meiner Wahl werden verinnerlichte Informationen immer tiefer sinken: Sie überwinden den Filter meines Verstands und durchwandern mein Bewusstsein, um irgendwann im Unterbewusstsein abgelegt zu werden.

Dieser Vorgang beschleunigt sich durch nichts so sehr wie durch positive Erlebnisse. Wenn ich heute eine Investition wage, und die mir vielleicht schon in eineinhalb Jahren die erste spürbare Ausschüttung verschafft, steht das Tor zum Unterbewusstsein besonders weit offen.

Aber das funktioniert natürlich auch im gegenteiligen Fall: Wenn ich heute eine Investition wage, und in eineinhalb Jahren bekomme ich mit, dass ich womöglich einem Betrug aufgesessen bin, dann steht das Tor zum Unterbewusstsein vielleicht noch weiter offen. Schließlich reagiert unser Nervensystem auf Bedrohung und Verlust weit empfindlicher als auf positives Signale.

Doch am Anfang stehen Informationen. Und je umfassender und tiefgehender der Eindruck ist, den ich mir

  • von einer Investition machen kann,
  • vom Emittenten, der sie anbietet,
  • vom wirtschaftlichen Umfeld, in dem sie wirken soll,
  • von Mitbewerbern, die den Erfolg vielleicht infrage stellen können und
  • von der Finanzwelt als lebendiger Organismus als Ganzes –

je vielseitiger und gründlicher ich eine Due Diligence durchgeführt habe, desto sicherer fühle ich mich, desto ruhiger wird mein Geist, desto farbiger und kontrastreicher wird das Bild, das ich mir von der Investition machen konnte.

Und diese im Unterbewusstsein verankerte Kompetenz, wenn sie die Zeit bekommt, die sie braucht, um zu wirken, diese Kompetenz wird maßgeblichen Anteil daran haben, wie sich meine Träume gestalten, und was mir mein Bauchgefühl darüber sagt. Und dann haben diese Elemente eigentlich gar keine Entscheidungsbefugnis mehr, sondern sind einfach eine emotionale Bestätigung nach der vernunftgesteuerten Auseinandersetzung.

In wenigen Fällen aber, in wirklich seltenen Fällen, verläuft dieser Prozess nicht gesund und endet nicht in einer fundierten Entscheidung, die sich gut anfühlt – trotz aller Expertise, aller Abwägungen, aller Informationen. Nein, in diesen seltenen Fällen übernimmt am Ende eines Entscheidungsprozesses das Reptiliengehirn, das limbische System, die Kontrolle: Und dann werden Horrorszenarien generiert auf Grundlage von emotional belastenden Erfahrungen, die tief in irgendeine dunkle Ecke des Unterbewusstseins verdrängt wurden und dann wie an die Oberfläche drängen, wenn passende Trigger aktiviert wurden.

Eins ist klar: Solche Leute werden niemals Fondsmanager. Denn man stelle sich vor, der Chef des norwegischen Staatsfonds, Nicolai Tangen, lässt mehrere Dutzend Experten über eineinhalb Jahre zehntausende von Unterlagen studieren; und stehen am Ende dann alle Zeichen auf Grün, kommt er am nächsten Morgen daher und sagt: „Leute, wir sagen alles ab, denn ich hatte einen schlechten Traum. Ich pfeife auf die 2 Million $, die wir in die Due Diligence gesteckt haben.“

Da wird sich das Team rund um die Informationsbeschaffung und -auswertung schon fragen, ob dieser Aufwand beim nächsten Mal auch gerechtfertigt sein soll, wenn als Damoklesschwert und letzte Instanz oberhalb des Chefs jederzeit ein Traum daherkommen und alles zunichtemachen kann. Verlässliches Arbeiten wäre so für niemanden möglich.

Doch wie gesagt, sie kommt selten vor, so eine extreme emotionale Überwältigung aufgrund von negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit oder sogar aufgrund von negativen Erfahrungen von vorherigen Generationen – Erfahrungen, die genetisch oder epigenetisch weitergegeben werden, wie einige Zweige der Psychologie vermuten.

Da würde auch die beste Due Diligence einer Hundertschaft von Experten nichts helfen; da hilft nur, mutig die Treppe hinabzusteigen in den finsteren Keller des eigenen Unterbewusstseins, wo die legendären Leichen vor sich hingären. Und diese Leichen werden nie verschwinden, wenn sie nicht vom Sauerstoff der Erkenntnis durchdrungen werden und dann aufatmen: „Ah, jetzt verstehe ich, warum ich auf einen rationalen Prozess immer wieder total irrational reagiere.“

Erst, wenn diese mitunter schmerzhafte Auflösung stattgefunden hat, hat die Festplatte unserer Erinnerungsspeicher wieder Platz für Daten aus der Gegenwart, die uns die Träume und das Bauchgefühl der Zukunft als Unterstützung ermöglichen.

In der heute abschließenden Gute-Laune-Genussanekdote möchte ich für eine ungewöhnliche Erfahrung werben, die man sich erst mal erobern muss mit etwas Übung, auf die man dann aber für den Rest seines Lebens nicht mehr verzichten mag, so überwältigend ist der Genuss. Und ich wiederhole für die möglichen Neuankömmlinge in diesem Podcast – die Gute-Laune-Genusselemente, die GLGs, haben ausdrücklich nichts mit Finanzen zu tun, sondern entnehmen dem Leben irgendeine angenehme Erfahrung, um mal Abstand zu den Finanzen zu gewinnen:

Ich spreche heute von der Erweiterung des Bewusstseins, wenn du Musik nicht mehr nur zweidimensional-flächig hörst, sondern dreidimensional-räumlich. Musik ist dann nicht nur ein Klang, der dich umfließt; Musik wird zum Klangraum, in dem du herumwandern kannst wie in einem Garten, um nach Belieben Strukturen und Farben zu entdecken.

Voraussetzung dafür ist, dass du kraft deiner Fokussierung einzelne Stimmen aus der Klangmasse heraushörst, und zwar Stimmen, die bei normaler und oberflächlicher Betrachtung nicht wahrgenommen werden. Der Musiklaie lässt sich üblicherweise von der Hauptstimme an die Leine nehmen, nennen wir es mal Melodie. Und dann geht er ihr hinterher wie ein Hund seinem Herrchen. In so einem Fall gibt es nur diese eine musikalische Linie für dich, und alles andere ist nur von Akkorden produziertes Beiwerk, Klangfarbe.

Wenn du aber in die Tiefe der einzelnen Stimmen eintauchen willst, benötigst du zuerst einmal ein Stück Musik, das mehr Stimmen enthält als nur die ‚Führungsstimme‘. Das kann auch Pop sein oder ein sonstiges populäres Genre, doch gekonnte Mehrstimmigkeit bzw. Polyphonie gibt es nur bei anspruchsvoller Musik. Also bei Taylor Swift und dem meisten modernen Mainstream-Pop wird man sie nicht finden, aber vielleicht bei so älteren Klassikern wie Sting, Queen, Toto, Simon & Garfunkel, ganz toll auch Crosby, Stills, Nash and Young oder Alan Parsons Project.

Aber am tiefsten eintauchen in die Faszination verwobener Linien kann man in klassischer Musik, die meistens mehrstimmig daherkommt. Am geeignetsten ist Musik, die per se Mehrstimmigkeit und die Kommunikation der Stimmen untereinander zelebriert; und da spreche ich natürlich von der Musik Johann Sebastian Bachs.

Und nun geht es darum, beim Hören einzelne Linien zu differenzieren und sich kraft der selektiven Wahrnehmung herauszupicken – so, wie man sich im Stimmengewirr eines Restaurants auch auf eine Stimme konzentrieren kann, um sie zu verstehen. Bei Orchester- und Chormusik nimmst du dir etwa die Bassstimme vor, zusammen mit den Kontrabässen und Violoncelli. Und dann mal die Blechbläser und Holzinstrumente, sofern sie nicht die Melodiestimme tragen. Anspruchsvoll und richtig interessant wird es, wenn man die mittleren Stimmen seziert, also zweite Geige, Bratschen oder hohe Violoncelli.

Die Kunst besteht mit der Zeit darin, immer mehr Stimmen neben der Hauptstimme gleichzeitig wahrzunehmen. Das gelingt am besten, wenn man die herausgehörten Stimmen mitsummt oder mitsingt. Das braucht sicher etwas Übung, bis man die ganze Linie singend verfolgen kann, aber wenn es gelingt, fächert sich etwas auf und entfaltet sich; Musik wird plastisch und man entdeckt einen unerwarteten Reichtum an Farben, Mustern und anderen überhörten Kostbarkeiten. Und man nimmt etwas wahr, was ich als sprechende Gestik klingender Musik nennen würde – man nähert sich dem Wunder, das einem der Komponist vielleicht bescheren wollte.

Wer in einem Konzert sitzt und Musik so wahrnimmt, verliert als Besucher so mächtiger Klangkathedralen wie einer Bruckner-Symphonie jedes Zeitgefühl und eineinhalb Stunden fühlen sich an wie 15 Minuten. Von Flow haben schon viele gehört, sie erleben ihn aber selten. Das wird sich gründlich ändern für die, die Musik lernen so wahrzunehmen.

Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe es erlebt mit Dutzenden Menschen in der Zeit, als ich Workshops zu diesem Thema gegeben habe. Doch das war in einem früheren Leben. Heute darf es für mich nur ein Gute-Laune-Genusselement sein – und ich hoffe, für dich auch.

Tschüss, ade und gerne auf ein Wiederhören in zwei Wochen! Da geht es dann um etwas, das viele herumtreibt: Wie kommunizieren Banken und Finanzämter länderübergreifend und interkontinental miteinander? Für Investoren ist das wichtig zu wissen, falls sie daran denken, Steuern zu hinterziehen.

Euer Andreas, der Wohlstandsbildner

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