#4 Die schleichende Enteignung – Inflation
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Der Wohlstandsbildner-Podcast mit Andreas Ogger zum Thema Inflation, und zwar allgemein in unserem Land, aber viel wichtiger: wie sich die Inflation in unserem ganz persönlichen Leben direkt auswirkt. Ganz ominöses Thema, das bis heute über 80 % der Menschen überfordert. Nur wenige wissen wirklich, was Geldentwertung bedeutet und ziehen daraus Konsequenzen für ihren Vermögensaufbau.
Kurze Definition also, in eine Nussschale gepackt „Was ist Inflation?“: Wenn alles wächst, wachsen auch die Preise, sie steigen also. Die Ökonomen glauben bis heute fünf Dinge, die fast den Stellenwert eines Dogmas haben:
1. Das Bruttoinlandsprodukt BIP, also der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen in unserem Land als Maß unserer wirtschaftlichen Kraft, dieses BIP müsse jedes Jahr wachsen, sonst geht’s uns schlecht; denn ohne Wachstum könnten wir unsere Schulden nicht mehr bezahlen.
2. Eine leichte Inflation ist gut, weil sie eben Indikator für Wachstum sei. Aber
3. bitte auch keine zu hohe Inflation, denn zu schnell steigende Preise bemerken irgendwann auch 100 % der Bevölkerung, und die motzt dann, und eine dauerhaft motzende Bevölkerung macht Politiker nervös, die wiedergewählt werden wollen. Größte Vorsicht
4. muss man aber auch walten lassen vor sinkenden Preisen, denn eine Deflation verleitet die Leute, ihre Konsumausgaben aufzuschieben, weil ich möglicherweise in zwei Wochen für mein Geld mehr bekomme als heute. Und das beißt sich wiederum mit Dogma Nr. 1, dass wir ja dringend wachsen müssen, also JETZT viel Geld ausgeben sollen für Waren, die dann schnell nachproduziert werden müssen und somit das Bruttoinlandsprodukt ankurbeln, damit wir – siehe 2. – sagen können, wie wirtschaftlich stark wir sind, damit sich Deutschland heute – jetzt sind wir bei
5. – zu niedrigen Zinsen weiter verschulden kann, um die Schulden von gestern zu bezahlen.
Wem das jetzt zu schnell ging, soll einfach noch mal nach oben springen.
Ob das wirklich alles so stimmen muss, soll heute nicht Thema des Podcasts sein; bedenklich wird es einfach, wenn die Preise viel schneller steigen als die zugrunde liegende Warenmenge, denn dann muss ich immer mehr bezahlen, bekomme aber immer weniger für mein Geld, und das bedeutet: Mein Geldwert hat im Vergleich zum Warenwert verloren, es wurde also ganz unbemerkt entwertet und ich dadurch ein bisschen ärmer: Deshalb nennt man Inflation ihr auch die schleichende Enteignung. Schaut man heute in die Türkei, dann sieht man nichts schleichen, sondern rennen, wenn ich jedes Jahr zwischen 10 % und 20 % weniger Warenwert bekomme für die gleiche Menge Geld. Das ist dann schon arg spürbar.
Was die geschätzte Höhe der Inflationsrate angeht, hält sich beim braven deutschen Bürger hartnäckig die Zahl Drei, seit Jahrzehnten schon. Fünf Finger hat die Hand, 12 Stunden hat die Uhr und 3 % beträgt die Inflation. Keine Ahnung, woher das kommt. Aber es reicht, um sich mit einem leicht verwegenen Hang zur Verschwörungstheorie, der zuweilen mehr deutsche anheimfallen, als sie zugeben wollen, wenn die sich dann zuraunen können: „Dem Statistischen Bundesamt kannst nichts glauben mit ihren 1,6 % Inflation. Und der Cappuccino an der Tankstelle kostet jetzt schon 3,80 €, vor zwei Jahren waren es noch 3,30 € – das sind doch mehr als 5 % im Jahr!“
O. k., schauen wir uns das genauer an und vor allem: Warum ist es für einen Investor so entscheidend, genau zu wissen, wie viel sein Geld jedes Jahr an Wert verliert? Dazu vier Punkte aus meiner Perspektive als Investor:
1. Tatsächlich ist es mit dem Statistischen Bundesamt so eine Sache. Wenn ich dessen veröffentlichte Inflationsraten so über die Jahre betrachte, fällt schon auf, dass der jedes Jahr aufs Neue zusammengestellte Warenkorb irgendwie so zusammengewürfelt wird, dass die Inflationsrate erstaunlich niedrig bleibt. Beispiel: Bis heute fehlen komplett die galoppierenden Preise für Immobilien. In manchen Städten hat sich der in den letzten 8-10 Jahren verdoppelt! Das würde natürlich enorm auf die Inflationsrate durchschlagen, aber das Statistische Bundesamt sagt: Das ist zu kompliziert, die Kaufpreise sind landesweit zu unterschiedlich, die können wir nicht mit hineinrechnen.
Und dann kommen noch diverse Berechnungsmethoden dazu, die schon ein wenig auffällig die Inflationsrate immer drücken, aber nie erhöhen: Eine der mehr als dutzend Techniken ist zum Beispiel die hedonische Glättung oder hedonische Bewertungsmethode.
Wen das näher interessiert, der möge in Google die Stichwörter eingeben „focus money die inflationslüge irrtum 3“; das ist ein interessanter Artikel, der die Methode erklärt, und wenn man die mal rausrechnet, dann bekommt man Inflationsraten, die auch dem letzten Anleger von heute klarmachen: „Dann mach ich mit meinen winzigen Renditen ja jedes Jahr richtig viel Minus.“
2. Wir haben eine Geldschwemme mit der Politik der Europäischen Zentralbank, das ist eine Binsenweisheit – aber eine, die nicht zu auffällig sein soll, man will die Leute ja nicht unnötig beunruhigen, im Gegenteil: Lieber ein paar Schlaftabletten verteilen. Diesbezüglich wäre das Statistische Bundesamt die größte Apotheke. Und einschläfernd soll auch wirken, dass seit einigen Jahren von der Bundesregierung die Geldmenge M3 nicht mehr offiziell ausgewiesen wird, die man ja einfach ins Verhältnis setzen könnte zum BIP, und ziemlich schnell hätte man verlässliche Zahlen.
Allerdings gibt es Umwege, mit denen man das berechnen kann, denn es ist ja naheliegend, dass etwas von diesen 20 Milliarden Unterstützungsgeld pro Monat durchdrückt in den Markt, und wenn es nur durch die Befeuerung der Aktienkurse sichtbar wird. Da reicht der gesunde Menschenverstand, um zu bezweifeln, ob wir wirklich dauerhaft unter 2 % Inflation bleiben.
3. Aber jetzt: Wirklich wichtig für mich und mein Leben ist doch, wie sich die Inflationsrate auf meinen Geldbeutel auswirkt. Und da es die einfache Erkenntnis: Es gibt gar nicht DIE Inflationsrate für alle, wie es vielleicht Bundesämter suggerieren wollen, sondern es gibt ausschließlich MEINE Inflationsrate.
Denn natürlich ist es ein riesen Unterschied, ob ich viel mit der Bahn fahre oder ein Haufen Benzin fürs Auto kaufen muss. Ob ich mir ein teures Hobby wie die Fliegerei leiste mit den teils drakonischen Preisen für Flugbenzin oder ob ich Ikebana-Kurse in der Volkshochschule belege. Brauche ich alle 2-3 Jahre einen neuen Computer und ein neues Handy oder reicht es, wenn ich mir alle fünf Jahre ein gebrauchtes Nachfolgemodell auf eBay kaufe? Gehe ich zum Bioladen oder zum Aldi? Streue ich echte Vanille aus Madagaskar über meinen Nachtisch oder reicht mir ein Päckchen künstlicher Vanillezucker, mit dem meine Gesundheit genauso nach unten drücke wie meine Inflationsrate? Drucke ich alles Relevante auf Papier aus oder reicht es mir, wenn ich es im Computer speichere? Muss ich Kindern das Ferienlager bezahlen oder bin ich Single? Zahle ich die eigenbewohnte Immobilie ab oder lebe ich zur Miete? Gehe ich als Quasi-Hypochonder zweimal im Jahr zum Arzt und kaufe ihm die ganzen freiwilligen Leistungen ab? Ich könnte die Liste noch eine ganze Weile fortführen, aber klar ist schon jetzt: Das individuelle Konsumverhalten bestimmt die individuelle Inflationsrate. Wer also genau wissen will, wie ihn die Politik der EZB betrifft, dann habe ich einen unbestechlichen Tipp: am besten drei Jahre hintereinander in einem identischen Zeitraum von drei Monaten Haushaltsbuch führen, in dem aber auch jede Überweisung, jeder Kaugummi und jedes Blatt Papier auftaucht. Für den Anfang ist aber auch schon ein Monat, zum Beispiel der Juli, in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, ein deutlicher Hinweis.
Ich habe einen Mandanten, ein ganz pedantischer, intelligenter Kerl vom Typ Analytiker, der einmal mehrere Jahre hintereinander mit seiner App auf dem Handy präzise Haushaltsbuch geführt hat. Seine Inflationsrate, und er hat überhaupt kein Grund, zu übertreiben: 10,2 % pro Jahr. Wobei man dazu sagen muss, dass er in seiner Familie bestimmte gesundheitliche Herausforderungen hat, und das seine Rate vielleicht um 2 % im Vergleich zum Durchschnitt anhebt.
Ich selbst habe einmal einen längeren Test gemacht und kam auf ca. 7,4 %. Das sind jetzt natürlich alles individuelle Werte, aber sie decken sich viel mehr mit Berechnungen, die den Warenkorb einer durchschnittlichen Familie realistischer zusammenstellen als das Statistische Bundesamt. Und vor allem: Aus einer gefühlten Inflation wird dann eine greifbare.
4. Warum ist das nun für mich als Investor so entscheidend? Ja, weil es natürlich eine Benchmark ist, an der sich meine Investitionen messen lassen müssen. Denn wenn ich weiß, dass meine Inflationsrate oberhalb der 5 % liegt, dann mache ich mich doch nicht mehr auf die Suche nach Geldanlagen, die mir 2,3 oder 4 % einbringen und ich von denen noch 25 % Kapitalertragsteuer abführen muss. Mit dem Wissen um meine Realinflation verändert sich mein Fokus, mein Anspruch verändert sich, meine Haltung verändert sich – und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich dann auch mein Portfolio verändert.
Und genau dazu will ich ermutigen: Wenn so etwas wie eine schleichende Enteignung per Geldentwertung existiert, dann sollte ich meine Anspruchshaltung gegenüber Geldanlagen verändern. Im Finanzseminar gebe ich etliche Beispiele, welchen Anspruch institutionelle Anleger haben, die ihre Milliarden Pensionsgeld nicht nur sichern müssen, sondern ebenso vermehren müssen wegen Inflation und anderen Kostentreibern. Dabei hat das Ganze nichts mit Spekulation, Risiko und Sicherheit zu tun, sondern in letzter Konsequenz nur mit einem: Mit der Plausibilität einer Investition. Doch dazu mehr in einem anderen Podcast, der wieder zeigen soll: Wohlstandsbildung ist weit mehr als nur mehr Geld.
[ Alle Wohlstandsbilner-Podcasts in der Übersicht ]
Passend dazu das Wohlstandsbildner-Video:
Wie beeinflusst die Inflation meine Rendite?
„Mit dem kontinuierlichen Prozess der Inflation kann der Staat heimlich und unbeachtet einen großen Teil des Reichtums seiner Bürger konfiszieren. Mit dieser Methode können die Regierungen nicht nur konfiszieren, sondern willkürlich konfiszieren (. . .) Der Prozess stellt alle verborgenen Kräfte der ökonomischen Gesetze in den Dienst der Zerstörung, und er macht es auf eine Art und Weise, die nicht einer aus einer Million Menschen zu erkennen vermag.“
John M. Keynes
Umfragen, die die finanzielle Bildung der Deutschen untersuchen, zeigen immer wieder: 10 % wissen, was Inflation bedeutet, die anderen sind sich unsicher. Herr Ogger, können Sie daher einmal kurz definieren, was Sie unter Inflation verstehen.
Das ist die Rate der Preissteigerung bzw. Geldentwertung für ein und dasselbe Produkt über einen bestimmten Zeitraum, meistens 1 Jahr.
Sie drückt also aus, wie viel ich mehr bezahlen muss als im Vorjahr, ohne dafür mehr zu bekommen.
Das Produkt hat seinen Wert nicht verändert, aber der Wert meines Geldes ist weniger geworden, weshalb ich mehr zahlen muss.
Wir haben von behördlicher Seite eine klare Auskunft, wie hoch die Inflation ist. Orientieren Sie sich daran?
Da gibt es zwei dicke Probleme: Zuerst einmal gibt es keine einheitliche Inflationsrate für den einzelnen Verbraucher.
Je nachdem, welche Konsumschwerpunkte jemand hat, hat er eine ganz individuelle Inflationsrate. Das Statistische Bundesamt als offizieller Herausgeber spricht ja vom Warenkorb, auf den die Rate bezogen wird. Da macht es einen großen Unterschied, ob ich als Pendler jeden Tag 30 l Sprit kaufen muss oder eine Jahreskarte der Bahn, ob ich Bio einkaufe bzw. überhaupt das meiste Geld für Essen und Trinken ausgebe oder ob ich nur Tiefkühlpizza esse; oder ob ich als Computerfreak jedes Jahr einen neuen Rechner und mind. ein neues Smartphone anschaffe oder mit einem PC als bessere Schreibmaschine auch 5 Jahre über die Runden komme.
Wer sich sogar nur 3 Mal mehr Butter aufs Brot schmiert als ein anderer, hat eine andere Inflationsrate, hat doch Butter eine Preissteigerung von weit mehr als 60 % hinter sich und ist in enorm vielen Lebensmitteln enthalten, deren Preise nun auch angezogen sind – das ist ein enormer Preistreiber.
Und das andere Problem?
Das Hauptproblem ist: Die Inflationsrate ist eine Gleichung aus der in der Gesellschaft zirkulierenden Geldmenge und der Gesamtmenge an Waren, die es in einer Gesellschaft gibt. Kennzahlen zur Gesamtheit aller Waren gibt es bei uns, aber die Geldmenge wird uns nicht mehr mitgeteilt.
Wir sind also auf das Statistische Bundesamt angewiesen und darauf, wie die dortigen Beamten den Warenkorb zusammenstellen und die einzelnen Güter darin bewerten. Das ist schwer nachprüfbar und wird damit dankbares Ziel von Spekulationen bis hin zu Verschwörungstheorien.
Und wie ist nun die Situation Ihrer Meinung nach?
Die niedrigen Zinsen, die damit einhergehende hohe Verschuldungsrate der öffentlichen und privaten Haushalte, die Anleihenankäufe für hunderte Milliarden Euro – das alles bläht die Geldmenge natürlich enorm auf. Auch wenn diese Geldmengen nur schrittchenweise in der Realwirtschaft ankommen, verschwinden sie nicht von selbst. Viel Geld davon ist ja in den Aktienmärkten gelandet, ebenso in den Rohstoffhandel, ja sogar die Preise für Kunstgegenstände haben sich durch das wild erschaffene Geld aufgebläht.
Würden diese vielen Milliarden auf ein Mal von der Leine gelassen, dann würden wir nicht mehr von Inflation sprechen – das Geld und unser Euro wäre einfach auf einen Schlag nichts mehr wert im Vergleich zu anderen Währungen. Da macht man dann doch lieber eine Währungsreform. Dass die Inflation so schleichend, so wenig spürbar ist, liegt ja vor allem an geschickten Rechenspielchen, die diese bittere Pille der Geldentwertung in eine Schlaftablette verwandeln.
Rechenspielchen, die die Inflationsrate niedriger aussehen lassen?
Ja, da gibt es mehrere. Am wirksamsten ist die sogenannte hedonische Glättung oder hedonische Bewertung.
Dabei setzt sich ein Beamter vom Statistischem Bundesamt hin und sucht sich ziemlich willkürlich verschiedene Produktklassen heraus. Wenn ein Produkt nun fürs gleiche Geld das Doppelte leistet oder sonstwie eine Qualitätsverbesserung erfahren hat im Vergleich zum Vorjahr, tut er so, als wären die Produkte günstiger geworden: Schließlich zahlen wir zwar gleich viel wie vor einem Jahr, aber dafür bekommen wir ja mehr Ware; im Umkehrschluss haben wir also günstiger eingekauft.
Der Klassiker im Sinne dieser Glättungen ist der Computer mit Kaufpreis 1000 Euro: Wenn sich seine Leistung und Speicherkapazität verdoppelt hat, kommt er nun nur für 700 Euro in die Statistik. Ich als Käufer muss aber in jedem Fall 1000 € bezahlen und spüre vielleicht noch nicht einmal etwas von der Verbesserung, da die Leistung von komplexeren Betriebssystemen und Software aufgefressen wird.
Das sind Maßnahmen, die die Inflationsrate massiv senken auf sehr umstrittene Weise, aber alle Staaten machen das! Am abenteuerlichsten ist da vielleicht Amerika unterwegs – weil dort aber auch am meisten Geld auf den Markt geworfen wird, haben sie es auch am meisten nötig zu glätten.
Diese Methode ist ein mächtiges Werkzeug, und sie wird ausschließlich so eingesetzt, dass niedrigere Inflationszahlen bei mehr Wirtschaftswachstum suggeriert werden.
Sie meinen, würde man diese hedonische Glättung also durchgehend anwenden, würde sie nicht nur Qualitätsverbesserungen berücksichtigen, sondern auch Verschlechterungen?
Das wäre mathematisch zumindest korrekt und fair gegenüber den Verbrauchern, wobei Verbesserungen selbst schon subjektiv sind – denn was bringt mir die schon erwähnte doppelte Rechenleistung meines Computers, wenn ich letztlich nichts oder wenig davon habe!
Aber die Verschlechterungen, die wir öfter sehen, als uns bewusst ist – einfach weil billigere Produktion bei gleichen Preisen eben mehr Profit abwerfen -, diese Verschlechterungen werden komplett ignoriert.
Beispiele:
- Die Bahn erhöht die Preise, kommt aber so unpünktlich wie zuvor. Das ist nun eine eindeutige Verschlechterung des Preis-Leistungs-Verhältnisses.
- Oder: Im Flugzeug werden die Sitzreihen enger gesetzt und es gibt nur gegen Extrazahlung Getränke, vom Imbiss ganz zu schweigen.
- Oder fatal ist es bei Nahrungsmitteln, wo bei gleichem Preis weniger in der Packung ist – und das, was in der Packung ist, vielleicht seit Neuestem in China eingekauft wird.
Was wären nun Möglichkeiten, um die Geldentwertung klarer und realistischer benennen zu können?
Die Manager der großen Konzerne in Deutschland und Amerika haben über ihre vielen Zuliefererströme ein präzises Gefühl für die Inflationsrate. Die Zulieferer der Kantinen geben genauen Einblick in die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise; die Verwaltungen decken den gesamten IT- und Bürobedarfbereich ab, die Fabriken lassen die Preisentwicklung vom großen Maschinenbau bis zur letzten Schraube einsehen, die Logistiker geben die Spritpreise exakt wider – in so einem Konzern also wird viel des täglichen Verbrauchsbedarf abgedeckt.
Bei den börsennotierten Firmen lässt sich nun anhand der jährlichen Gehaltserhöhung für den Vorstand erahnen, wo die Inflation liegen könnte. Und da sind wir dann bei fünf, sechs oder mehr Prozent. Eine Gehaltserhöhung von 1,5 %, wie sie normalen Arbeitnehmern zugemutet und vom Statischen Bundesamt als offizielle Preissteigerung genannt wird, habe ich jedenfalls noch nie gesehen.
Eine spannende Seite zu dem Thema ist auch www.shadowstats.com, die zum Beispiel in offiziellen Statistiken die hedonische Glättung herauszurechnen versucht. Das Ergebnis überrascht dann auch Hartgesottene.
Warum ist Ihnen so eine klare Einordnung der Inflationsrate wichtig? Verhindern können wir sie ja eh nicht und alle Ökonomen sagen, dass Wirtschaftswachstum nun einmal mit einer erhöhten Inflation einher gehen muss.
Ich will für mich eine klare Einordnung dieser Zahl haben, weil die Entwertungsrate eine Benchmark ist für die Auswahl meiner Geldanlagen! Solange wir denken, sie läge bei 1,2 %, haben wir noch große Auswahl.
Wenn ich aber weiß, dass ich bei allen Geldanlagen unter zum Beispiel 6 % Rendite pro Jahr ins Minus spare, weil die Realinflation allein 6,2% in meinem persönlichen Warenkorb beträgt, mache ich vielleicht doch die Augen auf und suche nach den Möglichkeiten, mit denen andere schon immer arbeiteten. Und die haben deutlich mehr Vermögen als der Durchschnitt.
Welche Lösungen haben die für sich gefunden, um ihr Geld inflationssicher anzulegen?
Dass Sachwerte von einer steigenden Inflation eher profitieren als unter ihr leiden, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Ich will aber nicht nur, dass sich der Wert meines Geldes erhält, ich hätte ja gerne einen Zuwachs an Wert und Geld, eben einen Vermögensaufbau.
Die Lösung war seit jeher, Teil einer produktiven Wertschöpfungskette zu werden. Dort bin ich auch in einen Sachwert investiert, und zwar im Sachwert einer Firma, eines Produkts oder einer Dienstleistung, bin dadurch schon einem dem unmittelbaren Zugriff durch die Geldentwertung entzogen, generiere aber zusätzliche Renditen aus Produktivsachwerten. Das sind dann regelmäßig passive Geldzuflüsse, die deutlich über der Inflationsrate liegen können. Solche Produktivsachwerte gehören meiner Meinung nach in jedes Portfolio.
Können Sie ein Beispiel geben?
Bis vor Kurzem gab es die Möglichkeit, auf spannende Weise Sicherung- und Produktivkapital in einem zu ermöglichen durch den Kauf von Land, das das eigene Vermögen schon einmal grundsätzlich absichert, nur eben keine Rendite abwirft! Und dieses Problem löse ich in Verbindung mit der klugen Bewirtschaftung des Landes – und dann habe ich zum Sicherungskapital gleichzeitig Produktivkapital teilweise für Jahrzehnte aufgebaut.
Natürlich muss man solche Investitionen gut auf Plausibilität prüfen, so wie grundsätzlich jede Investition; aber solche Konzepte sind elegante Wege, der Inflation ein Schnippchen zu schlagen und um ein passives Einkommen zu generieren aus angelegtem Geld. Auf solche Möglichkeiten würde ich mich konzentrieren, denn sie diversifizieren jedes Portfolio, man baut echte Werte auf, die auch auf lange Zeit Erträge abwerfen und später ohne Weiteres vererbt werden können und die schlicht Freude machen im Rahmen einer der wertvollsten Wertschöpfungsketten, in die man investieren kann: Nahrungsmittel.
Wo finde ich solche Möglichkeiten?
Drei Voraussetzungen gibt es: erstens unternehmerisch denken, zweitens die Augen aufzumachen und drittens den Markt beobachten, am besten weltweit, weil Deutschland nicht gerade das Mekka für Geldanlagen ist, wo Banken und Versicherungen trotz allem noch immer ein erstaunlich hohes Vertrauen genießen.
Wer sich diese Arbeit ersparen will, kann natürlich Experten in Anspruch nehmen, deren Job es ist, die Gelegenheiten zu finden und zu prüfen.
Wie zum Beispiel einen Wohlstandsbildner in Anspruch nehmen?
Zum Beispiel, richtig, weil ich mich ausschließlich auf das konzentriere, was Vermögen aufbaut und in einigen Fällen auch gleichzeitig absichert.